© Fotoarchiv Helena Melikov

Powernaps

von Milan von Kummer (Klasse 13)

Obwohl die Gesellschaft immer fauler wird, ist der Alltag das Zermürbendste in unser aller Leben. Nicht mal mehr laufen, Treppen steigen geschweige denn Nachdenken muss man, da der „Fortschritt“ uns das abnimmt und wir dankend annehmen. Und dennoch lastet auf uns der tonnenschwere Druck der gesamten Welt. Ist es, weil wir die gesamte Welt immer in unserer Hosentasche haben? Jedes Handeln festgehalten und für alle verfügbar ist? Wir mit jedem Tun einem anderen Lebewesen auf dieser Erde schaden? Ich weiß es nicht, will es gar nicht wissen, will mich gar nicht fragen. Warum auch? Die Unendlichkeit geht gegen Null.

 

Und dennoch muss ich aufstehen, arbeiten, Miete zahlen, Entscheidungen treffen, keine Entscheidungen treffen geht nicht. Dabei ist das Leben das größte Geschenk, das eine jede Existenz bekommt. Und das gegen den Wunsch der Konzerte gratis. Naja, immerhin schafft das System das Leben teuer zu machen und so den Unnütz des Alltags zu überdecken. Aber warum etwas Unnützem einen Sinn geben? Nur weil man „muss“ sollte kein Grund sein acht Stunden auf dem Amt zu sitzen, für ein bisschen Geld sein Leben zu verkaufen, oder das anderer. Einen anderen Weg gibt es nicht, deswegen keinen neuen versuchen, das ist die Definition des Alltags. Lauf weiter oder werde zurückgelassen, dass meine ich natürlich metaphorisch, heute fährt man mit der S-Bahn.

 

Da zu entfliehen unmöglich ist, schmückt man seine Zelle. Die meisten mit Geld, andere mit Freunden, jeder mit dem, was er zum Dekorieren findet. Für den einen ist das mehr, dafür für den anderen umso weniger und dennoch stecken wir alle im Treibsand des Alltags. Umso mehr man nach dem warum fragt, umso deprimierender wird es, die Stille, die dadurch entsteht, deprimiert jedoch am meisten. Die Hoffnung darf dabei nie sterben, die Hoffnung worauf? „Müssen“ durch „Wollen“ zu ersetzen und somit das Leben leben zu wollen.

 

Sollte einem das zu anstrengend werden, lege dich auf die Couch und mache einen Powernap.

Young Writers

Ohne Titel

von Carlotta Passeke – Von 1933–1945 musste man ein Bild von Hitler in seinem Zuhause haben. Auch die liebe Inge. Aber sie mochte Hitler nicht besonders …

Weiterlesen »
Schneegestöber

von Hannah Reischke – Langsam stiegen wir den Hang hinauf, sorgsam darauf bedacht, den Schlitten, den wir hinter uns herzogen, nicht loszulassen.

Weiterlesen »

Das könnte Dich auch interessieren

Buchvorstellung – Lost and Found

Die Abbildungen im Buch sind Fotografien aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, die den Alltag der Menschen während und zwischen den beiden Weltkriegen dokumentieren. Mit zeitgenössischen Texten werden sie neu belebt. Auf diese Weise erlangen sie wieder Aktualität und lassen sich in die Neuzeit übertragen.

Weiterlesen »