von Leonie Lefeber – Da ist Staub auf deiner Kamera. Ich weiß noch, als ich keinen Schritt machen konnte, ohne vom Surren und Knipsen verfolgt zu werden.
Es fing alles mit diesem Brief an. Er lag auf unserer Türschwelle. Mein Mann riss ihn auf und las vor: „Finden Sie sich am 31. August am Bahnhof mitsamt ihrer Ausrüstung ein.“ Ich erstarrte. Mein Mann wurde kalkweiß. „Ich muss in den Krieg, das werde ich nicht überleben!“, sagte er. Meine Augen fühlten sich mit Tränen.
Einen Monat später standen wir am Bahnhof. Nun war der Moment gekommen sich endgültig von ihm zu verabschieden. Der Zug fuhr ein. Er umarmte mich noch einmal und stieg ein. Ich hob meinen Armen und winkte so lange bis der Zug am Horizont verschwunden war.
Sechs lange Jahre wartete ich auf ihn und dann – am 1. September 1945 klopfte es an der Tür. Ich rannte, mit der Erwartung einen Brief zu finden, in dem Stehen würde, dass er im Krieg gefallen war. Stattdessen stand er höchst persönlich vor der Tür. Er hatte einen gebrochenen Arm, aber ansonsten fehlt es ihm an nichts. Ich ließ mich in seine Arme fallen und meine Augen wurden feucht und ich schmiegte mich noch enger an ihn. Sechs Jahre hatte ich nun auf diesen Moment gewartet – ich war der glücklichste Mensch auf dieser Welt.
Young Writers
von Leonie Lefeber – Da ist Staub auf deiner Kamera. Ich weiß noch, als ich keinen Schritt machen konnte, ohne vom Surren und Knipsen verfolgt zu werden.
von Henriette Jussen, Papa! Ich halte dieses Foto, Ganz fest in meiner Hand, Ich nahm es aus der Küche, Dort hing es an der Wand
Das könnte Dich auch interessieren
Fotografien von den 1880ern bis in die 1960er zeigen die Eroberung der Schaukel durch Frauen, eine fröhliche Sammlung von romantisch bis wild, von entspannt bis entschlossen, von verspielt bis befreit.
Die Abbildungen im Buch sind Fotografien aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, die den Alltag der Menschen während und zwischen den beiden Weltkriegen dokumentieren. Mit zeitgenössischen Texten werden sie neu belebt. Auf diese Weise erlangen sie wieder Aktualität und lassen sich in die Neuzeit übertragen.