© Fotoarchiv Helena Melikov

Eine lyrische Abschweifung ins Sanitäre Anlagenreich der Tiere.

von Michael Schuster

„Mit Feuer hat das doch gar nichts mehr zu tun!“
 – Z8-Ente

 

Stimmlich passte die Echauffage zum kräftigen Klang des Sonnenrieselns über des Feldes Kopfe. Ich verspürte die wärmenden Sonnenknospen, welche sich als goldene Pfützen über dem bleigrauen Landweg ergossen um hernach alles mit einem See aus tänzelndem Pastell zu fluten.
Jetzt erst, vom Schweiße befreit nun meine Augen, blickte ich auf einen, sich flink bewegenden, Schatten vor mir. Tapsend traten die kleinen Patscher die Glut des Kosmischen aus, umfingen den Asphalt mit einer Auszeit und legten sich als feine Patina über ihn. Wahrnehmbar oder nicht, die Oberfläche trat in der elf Gefährten Schuld und wäre, schon längst dem frechen Gemüt der Feuerkugel Untertan, auch des Lamentierens unfähig gewesen. Heute nämlich trugen die gaukelnden Strahlen ein hitzewallendes Gewand mit sich, welches, in ihrer schonungslosen und traktierenden Hitze, der Hölle ein Muster hätte sein dürfen.
Oh du, Sonne. Mond des Tages, Schlummer des Wachens und Harmonie der Erratie.

„Meine Füße brennen!“, watschelte E1-Ente schnatternd.


„Ja, das sagtest du bereits.“, füßelte R1-Ente süffisant zu ihr herüber. „Es wird aber auch nicht besser, wenn du das durchgehend erwähnst. Du gehst damit allen nur mächtig auf den Bürzel.


„Hat sie nicht ganz unrecht.“, schnäuzte sich H4-Ente geräuschvoll in ihr Federkleid.


E1-Ente schaute bedröppelt zum Erpel rüber. Der Enterich wackelte, Hinterteil schwingen, weiter, begierig das kühle Gras zu erreichen.


„Ich hab Durst!“, quakte es vom hinteren Ende der Reihe. B9-Ente, gewandt in Tierimitationen, folgte, mit einem Gehstock bestockt, gelangweilt dem Grüppchen. (Sie war eine Stockente, deshalb dieser fabelhaft köstliche Witz mit dem Stock)
„Wir sind sicher gleich da, keine Sorge.“, trompetete T3-Ente (Trompetenschwan), nachdem sie aus dem Gefieder herausblickte.
„Wow, du hast dich ja wirklich zum besseren gemausert.“, witzelte die Zeitungs-Ente. 


Neugierig schaute nun auch L7-Ente hoch und unterbrach kurz ihr mittägliches Löffeln im Pudding. „Hat Zeitungs-Ente schon wieder den gemausert-Witz gebracht?“, kleckerte sie in die Runde.


T3-Ente neigte den Kopf und nickte ihr verdrießlich zu. „Das war das vierte Mal diese Woche. Langsam reicht’s.“


Ihr Anführer, Schnabeltassen-Ente, schnackerte trapsend nach vorne und wüschelte mit reichlich Energie ins feucht-grüne Gras. Die Tautropfen waren zwar bereits von der Sonne weggelutscht worden, dennoch fand sich am Boden noch eine erquickliche Kühle.


Eine nach der anderen schlüpfte hinterher, knabberte an den Blüten, pinkelte an einen Löwenzahn (Auch Enten markieren Dinge) und versöhnten sich, über diese rauen Töne zuvor, stillschweigen wieder miteinander.


Der Weg brannte nun wieder seine flirrende Melodie. Ich blickte umher und verfing mich mit meinem Blick im baumkargen Um-mich-herum. Das Drücken der hochgefeuerten Luft, einer thermalen Grotte nicht unähnlich, stieß mich schwitzend nach vorn. Ich passierte den soeben begangenen Weg der Watschelnden und sah rechts davon noch milde das Grün umherflackern. Vereinzelte Schnattergeräusche vertäuten sich mit dem Zirpen der Schrecken und säumten das Umland mit seiner schmeichelnden Galanterie.


Der garstigen Feinpfeiferei des Sonnenapfels sei es geschuldet, dass ich mich, in einer Sekunde der Erhitzung, schuldig sehen muss, das Entenvolk dergestalt miteinander plaudern gesehen zu haben. Sei es ihnen vergönnt und auch mir.
Des Feldes emsiges Treiben bestaunend lief ich fort, hin zu einem Horizont, den ich noch nicht zu ersehen vermochte, dennoch bereits gespannt zu ersehnen wusste.

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