Ob wir nicht mal in mein Lieblingscafé gehen wollen, fragst du. Um zu reden. Um uns kennenzulernen. Real Life. Auf einen Kaffee oder Tee oder was auch immer ich gern trinke.
Eines Tages bist du einfach zurückgekehrt und nichts war mehr wie vorher. Als hätte man dir die Augäpfel durch fremde ausgetauscht, siehst du mich mit einem unbekannten Blick an. Deine Haut scheint nicht mehr die Gleiche zu sein. Dein Gang ist hart und bestimmter, als ich ihn in Erinnerung habe. Und auch dein Herz muss dir abhandengekommen sein während deiner Abwesenheit.
Ich schrecke jedes Mal zurück, wenn du plötzlich vor mir auftauchst und mich in die Arme nehmen willst. Wie ein Geist komme ich mir vor in deiner Nähe. Wenn ich dich fragte, wo du so lange gewesen bist, sagst du nur: “Aber ich war doch gar nicht weg” und lachst leise.
Dich heimlich zu beobachten ist mir zum lieb gewonnenen Spiel geworden. Allzu oft schleiche ich durch dunkle Flure, taste mich an Wänden entlang, gehe leisen Schrittes von Raum zu Raum. Meist entdecke ich dich schließlich im fahlen Dämmerlicht sitzend, die Hände locker ineinander verschränkt, ganz in Gedanken. Deinen Kopf möchte ich öffnen, am liebsten hineinsehen und die Gedanken berühren mit meinen Händen. Aus ihnen eine Skulptur formen und sie für immer aufbewahren. Dort, wo ich sie gut sehen kann.
Dein Schlaf ist unruhig. Das weiß ich, weil ich seit deiner Rückkehr nicht mehr schlafe. Ich lasse dich nicht aus den Augen. Beobachte Nacht für Nacht, wie dein Körper zuckt, deine Augen unter den geschlossenen Lidern rollen, deine Muskeln sich verkrampfen. “Feindselig” denke ich, wenn ich dich so sehe und ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken. Erwachst du letztlich aus deinen dunklen Träumen, stelle ich mich schlafend.
Eines Tages warst du dann einfach wieder verschwunden. Nur dein Geruch, der mir so fremd ist, hängt nun noch in den Polstern. Noch immer wandle ich durch die Räume und erwarte, dich hinter der nächsten Ecke zu entdecken. Nur zögernd schlafe ich ein, gefasst auf jedes Geräusch und jede Bewegung. Erst wenn der Morgen schon fast dämmert, versinke ich endlich in die dunklen Träume, die du hiergelassen hast.
Weitere Texte von Doreen
Ob wir nicht mal in mein Lieblingscafé gehen wollen, fragst du. Um zu reden. Um uns kennenzulernen. Real Life. Auf einen Kaffee oder Tee oder was auch immer ich gern trinke.
Wie sehr du alles vermisst, sagst du nie. Auch nicht, dass du denkst, früher war es besser.
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