Fotografien von den 1880ern bis in die 1960er zeigen die Eroberung der Schaukel durch Frauen, eine fröhliche Sammlung von romantisch bis wild, von entspannt bis entschlossen, von verspielt bis befreit.
Wie entstand die Idee zu „Berlin Stickerei“?
Die Idee zu „Berlin Stickerei“ entstand, um meine Gedanken und Gefühle in etwas Bestimmtes zu fassen, etwas Greifbares, das mir die Möglichkeit gibt, das Ergebnis meiner Kunst mit anderen Menschen zu teilen.
Mit welchen Fotos arbeitest du und wo bekommst du sie her?
Ich kann meine Quellen nicht preisgeben – nur ein Scherz (lacht). Ich suche nach Bildern auf Flohmärkten und manchmal bekomme ich sie von meinen Freunden. Ich besticke nicht jedes Foto, das ich von meinen Freunden erhalte, aber ich bin immer dankbar für die Geschenke. Mein kreativer Prozess ist sehr intim.
Ist dir schon im Voraus bewusst, wie das Bild am Ende aussehen soll oder entsteht alles spontan?
Wann immer ich eine klare Vorstellung von einem Kunstwerk für ein bestimmtes Bild habe, nehme ich es in meine kreative Welt hinein. Es kann durchaus vorkommen, dass ich mir zuvor etwas anderes gedacht habe als das, was in der endgültigen Arbeit zu sehen ist. Ich lasse mich immer vom Foto leiten.
Sticken ist mein Ventil, ein Mittel, um meine Ideen auszudrücken. Es ist wie ein Mantra, ein Ort des Friedens.
Erick C. Kohl
Was passiert in dem Entstehungsprozess mit und in dir?
Sticken ist mein Ventil, ein Mittel, um meine Ideen auszudrücken. In Wirklichkeit stellte sich heraus, dass es ein Weg war, meine Angst zu heilen. Es ist wie ein Mantra, ein Ort des Friedens. Obwohl ich meine Stücke jetzt verkaufen kann, versuche ich immer noch, sie so gut wie möglich zu erhalten, anstatt sie in ein „bloßes“ Geschäft zu verwandeln.
Gibt es ein Bild, zu dem du eine besondere Verbindung hast?
Als die Großmutter meines Mannes starb, behielt meine Schwiegermutter alle Familienbilder. Unter ihnen gab es eins, in das ich mich sofort verliebte. In diesem Moment entstand in mir die Idee, auf Fotos zu sticken. Ich habe die Großmutter meines Mannes nie getroffen und für mich war das eine Möglichkeit, mich mit seiner Familie zu verbinden, weshalb für mich das alles eine ganz besondere Bedeutung hat.
Was inspiriert dich am meisten?
Meine Leidenschaft gilt dem Kino, der Musik und der Kunst im Allgemeinen. Ich sehe meine Kunstwerke sehr stark mit Pop Art verbunden – von einem Film aus den 1950er Jahren wie The Wizard of Oz über The OA (eine Netflix-Serie) bis hin zu einem Song, der über die Medusa aus der griechischen Mythologie spricht. All das inspiriert mich.
Natürlich muss ich die Bedeutung der Frauen in meiner Arbeit erwähnen – meine Mutter, meine Schwestern und Freunde, die mich mit ihrem Mut und ihrer Kraft inspiriert haben.
Wie wählst du die Garnfarbe?
Im Allgemeinen arbeite ich mit dem, was ich zur Hand habe, irgendwie improvisiert. Bevor jedoch meine letzte Ausstellung stattfinden sollte, hatte ich begonnen, mit goldener Farbe und rotem Faden zu arbeiten. Bei der Einrichtung der Ausstellung erkannte ich die Bedeutung der roten Farbe während des Prozesses als reines Symbol für das, was in mir war, alles, was viszeral und real war.
Nach welchen Kriterien suchst du die Bilder aus?
Ich richte mich hauptsächlich nach meinen Gefühlen und höre mir an, was das Foto mir sagt, unabhängig von der Größe. Ich habe bereits Fotos von 3×4 cm bis zum Format A4 bestickt.
Was ist die Botschaft deiner Arbeit?
Ich habe einen großen Teil meiner Kindheitsfotos durch ein unglückliches Ereignis verloren. So begann ich über all die Bilder nachzudenken, die auf Flohmärkten ohne emotionalen Bezug verloren gehen. Ich möchte allem, was verloren geht, eine neue Bedeutung geben und durch meine Stickerei die Menschen dazu bringen, darüber nachzudenken, was für sie von Wert ist, oder sie zumindest mit ein wenig Humor zu erleuchten.
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