© Fotoarchiv Helena Melikov

Auf diesen Schultern trag ich mein letztes Gepäck bis in die 720th Strasse

von Chris Born

Nur noch 13 Minuten, 
bis wir Schlüssel und Zuversicht, 
ohne Blick zurück 
auf Tresen liegen lassen, 
die uns vor Tagen nicht einmal begrüßten.

 

Die Realität ist längst vergessen.
Könnten die Schluchten 
dort draußen uns nur schlucken, 
in ihrem warmen Bauch beschützen, 
bis der Ablauf unserer Zeit,
Sichtbarkeit und Fehler
zu Unscheinbarkeit zersetzt.

 

Wir sind das Gepäck unserer Taten.
Verheddern uns in Türen, 
leeren Bechern und 
übersprungenem Absperrband, 
ins Innere der Stadt.

 

In den Tunneln zeigt 
die Zeit nur Orte an und 
verschweigt dabei das Ziel.

 

Wir entsteigen in Massen 
unseren und ihrem Herzen, 
um im Gedränge einen letzten Blick 
auf die eingerahmten Himmel zu erhaschen. 

 

Die Hand auf der Schulter nicht deine, 
verhöhnt vom letzten Rausch der eignen Welt,
als kleinste Puppe in 
diesem Spiel aus Schachteln.

 

Die Stadt hält uns fest 
mit Lächeln und Leiden. 
Bis zum Fluss, 
deren Brücken den Ballast 
unseres Abschieds verweigern. 

 

Nur der Wind kennt immer einen Weg, 
doch er vermag uns nicht zu tragen.

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